Es begann im Jahre 2005. Sanny (damals unter dem Namen Riko bekannt) bekam von seinen Eltern ein sehr günstiges, trotz dessen jedoch voll funktionsfähiges Schlagzeug geschenkt. Nach kurzzeitigem wirren drauf-rumschlagen konnte er diesem im Laufe der Zeit einige nützliche Töne entlocken, was ihn zu dem Entschluss brachte, seinen Idolen (damals: Metallica, aktuell: variierend) nachzueifern und eine waschechte Rockband zu gründen. Das erste Problem was sich ihm stellte war, dass es dazu weiterer Musiker bedürfe. Das zweite Problem war sein eher unkonventioneller Wohnsitz. Sanny wohnte auf einem sehr (sehr) kleinen Dorf in Thüringen mit 650 Einwohnern, wobei der Großteil derer zur bereits reiferen Generation gehörte. Woher also die weiteren Nachfolger von Lars Ulrich und James Hetfield finden?
Sanny hatte eine Idee: Sein damaliger Kumpel, Klassenkamerad und ebenfalls Dorfbewohner schien ein einigermaßen musikinteressierter Knabe zu sein. Dies reichte Sanny für eine Festanstellung in seiner Rockband vollkommen aus. Sein Kumpel kaufte sich eine Gitarre und nach kurzzeitigem wirren drauf-rumspielen konnte er dieser KEINE nützlichen Töne entlocken. Was nun? Sanny hatte wieder eine Idee: Er hatte von irgendwem erfahren, dass irgendwer auf dem Dorf eine Gitarre hat und sogar Gitarre spielen kann. Warum also nicht fragen, ob dieser seinem Kumpel zeigen kann wie man der Gitarre nützliche Töne entlocken kann? Gesagt getan. Sanny erkundigt sich in seinem Dorf wer dieser „irgendwer“ sei, stellt sich vor seine Tür und drückt auf den Klingelknopf. Markus öffnet die Tür. Nach kurzem Gespräch über Dinge an die sich keiner mehr erinnern kann fragte Sanny Markus, ob dieser seinem Kumpel beibringen kann wie man Gitarre spiele. Markus, der zu dieser Zeit bereits ein paar Jahre (mittelmäßig gut) Gitarre spielte und sich diese autodidaktisch anhand von Youtube-Videos und Internetseiten beibrachte, stimmte zu und ein erster Übungstermin wurde vereinbart. Also Übungs- und Proberaum sollte die Garage von Sanny‘s Eltern dienen.
Nach mehrmaligem Üben und gemeinsamen Jammen (was hauptsächlich aus dem Versuch bestand, die Lieblingslieder der jeweiligen Lieblingsbands nachzuspielen) fragte Sanny Markus ob dieser nicht Lust habe, Teil des Bandprojektes zu sein. Markus stimmte zu, Sannys Kumpel hatte irgendwann keine Lust mehr und nach einer Vielzahl von weiteren probeweisen Bandmitgliedern (Gesang, Bass; allesamt ebenfalls Dorfbewohner; allesamt untalentiert und/oder unmotiviert) haben sich Markus und Sanny entschlossen zu zweit weiter zu proben und einen „richtigen“ Bassisten zu suchen. Da nach einiger Zeit kein Bassist zur Garagentür hereinspazierte hatte Sanny erneut eine Idee: Warum nicht einen anderen Kumpel und Klassenkameraden fragen?
Sanny brachte F. (Name geändert) mit in die Garage. Nach kurzem Plausch entschloss sich dieser, einen Bass zu kaufen und ebenfalls Rockmusiker werden zu wollen. Auch ein Bandname war gefunden: Geistraich (mit ai). Warum der Bandname ein „ai“ beinhaltete ist ebenso wie der Grund des Bandnamens selbst den Bandmitgliedern unklar. Sanny hatte die spontane Idee zum Bandnamen, Markus keinen Bock sich darüber Gedanken zu machen und F. eh kein wirkliches Mitspracherecht. Nach Namens- und Bassistenfindung wurde fleißig geprobt. Markus brachte eine Vielzahl selbst geschriebener Lieder mit in den Proberaum, Sanny auch einige und so stand innerhalb von kurzer Zeit ein stattliches Programm an Songs. Musikalisch allesamt auf solidem Punkrock-Niveau, textlich eher mittelmäßig bis grottenschlecht. Bereits hier war Markus‘s Affinität zu seinen Lieblingsbands (Die Ärzte, WIZO, NOFX) deutlich zu hören und trotz Sanny‘s Affinität zur Metal-Musik war er mit dem musikalischen Weg (auch aufgrund der mangelnden instrumentalen Begabung aller Bandmitglieder, welche zwangsläufig die Wahl des Genres stark einschränkt) einverstanden.
Es vergingen gefühlte 10 Jahre (real in etwa 12 Monate), bis F. mitteilte, dass er jemanden kenne, der jemanden kennt, der irgendwie ein Konzert veranstaltet. Irgendwie kam auf diesem Weg der erste Gig der Band zustande. Ein Open-Air-Konzert mit Jury, bei der irgendwie alle Bands einen Preis bekommen haben (100€-Gutschein), weil sich die Jury „nicht entscheiden wollte“. Markus, welcher von Sanny im Vorhinein den Rat erhielt, cleanen Gesang zu vermeiden, weil dies „härter, cooler, sonst was“ klinge, schrie aufgrund dessen, zum Leidtragen der Zuschauer, jedes Lied grässlich laut ins Mikrofon, sodass ihm im Nachgang der gute Wille der Jury und die positive Resonanz des Publikums bis heute rätselhaft erscheint. Nach Begutachtung des Mitschnittes auf VHS entschied er sich demnach, ab diesem Zeitpunkt zu singen, anstatt zu schreien, weil sein Schreien nun mal scheiße klinge. Nach einem weiteren Gig in einem regionalen Jugenclub war das Projekt "Geistraich" nahezu beendet. Zwar probte die Band schätzungsweise noch ein weiteres Jahr fleißig weiter, verlor aber nach fortlaufender Stagnation (keine Auftritte, keine CD, keine Ahnung wie man beides anstellt) die Lust und beendete das gemeinsame Schaffen im Jahr 2008.
Sanny versuchte sich zwischenzeitlich in einer Metalcore"band“, welche sich hauptsächlich mit dem Proben von Coversongs in „Metalcore“ beschäftigte. Resonanz der Band: 0 Auftritte, 1 Song. Markus hatte sich im Laufe der Zeit ein kleines Heimstudio zusammengekauft bzw. von Mami und Papi schenken lassen (PC, Aufnahme-Soundkarte, Mini-Mischpult, fertig) und nahm im Alleingang einige Stücke auf, welche er unter dem Namen Held_Derwelt bei Myspace veröffentlichte. Einer dieser Songs fand sogar den Weg auf die später veröffentlichte „Jägermeister-Maxi“ der Band (Löffel-Lied). Resonanz: Myspace-Profil, 3 Songs. Beides weniger zufriedenstellend. Da Markus und Sanny jedoch musikalisch gut zusammen harmonieren schlossen sie im Jahr 2009 den Entschluss, einige Lieder aufzunehmen. In jeweils abendlichen Aufnahme-Sessions bei Markus zu hause, entstanden somit binnen 2009-2011 zwei Alben unter dem Namen „Pusteblume“ (siehe Foto). Beide Alben erblickten jedoch nie das Licht der Öffentlichkeit. Im Nachgang wurden jedoch einige Songs erneut unter dem Kratzreiz-Banner auf der "Jägermeister-Maxi" veröffentlicht (Stille Nacht, Raucherbein, Sprung ins Nichts).
Da das stille Dasein privater Treffen und Recording-Abende jedoch beiden langfristig nicht die erhoffte Erfüllung brachte, schlossen sich Sanny und Markus im gegen Ende 2011 erneut, mit der Absicht der wiederholten Gründung einer Punkrockband zusammen. Diesmal wolle man jedoch alles professioneller und gezielter angehen: Vom ehemaligen Bandnamen wolle man Abstand nehmen, neue Songs schreiben, live spielen, ein Album aufnehmen und wieder regelmäßig proben. Ein altes Problem wurde jedoch wieder aktuell: Ein Bassist muss her! Sanny und Markus erkundigten sich in ihrem privaten Umfeld und schalteten Annoncen im Internet. Ohne Erfolg. Als sie eines Tages zufällig im Proberaum einer befreundeten Band vorbei schauten, schlug der dortige Bassist T. (Name geändert) vor, die beiden gerne unterstützen zu wollen. Als Proberaum sollte von nun an ebenfalls der seiner Band dienen. Beide Angebote angenommen! Kratzreiz waren nun vollständig.
Sofort begannen Markus und Sanny mit dem Schreiben von Songs, welche sie kurze Zeit später im Proberaum vorstellten. Dies geschah zum ersten Mal am 30.12.2011. Erste Stücke wurden einstudiert und auch T., welcher den beiden hinsichtlich seiner musikalischen Fähigkeiten weit überlegen schien, konnte sich schnell in den Bandkontext integrieren. Binnen wenigen Monaten wurden bereits die ersten Songs aufgenommen, welche sich 2015 auf der "Jägermeister-Maxi" wiederfanden (Ins Grab, Jägermeister). T. jedoch, welcher neben seiner Hauptband und dem Schaffen bei Kratzreiz den Entschluss fasste, zusätzlich in einem weiteren musikalischen Projekt mitzuwirken, konnte die regelmäßigen Probetermine immer weniger einhalten, weshalb sich Markus und Sanny entschlossen ihn „aus der Band zu werfen“. T. hatte Verständnis, Markus und Sanny ein (altes) Problem: kein Bassist.
Durch Zufall lernte Sanny während eines Praktikums Älex (Geburtsname: Alex), wenn auch nur flüchtig, kennen. Während einer Gartenparty sah er diesen ebenso, wenn auch nur dürftig, Gitarre spielen. Dies reichte jedoch um Markus diesbezüglich zu informieren, welcher einem ersten gemeinsamen Proben nicht abgeneigt schien. Dies geschah im Februar 2012. Markus kam zu dem Entschluss, dass Älex zwar nicht das spielerische Niveau von T. erreiche (was er selbst jedoch auch nicht tue), er aber sehe, dass Älex durchaus musikalisches Potential in sich trage, um binnen kurzer Zeit die Punkrock-Basics (2-Saiten-Shreddern) zu beherrschen. Riko stimmte ebenfalls zu und Markus sollte Recht behalten. Binnen weniger Monate hatte Älex bereits ein komplettes Live-Programm drauf, sodass dem ersten Bühnenauftritt nichts mehr im Wege stand.
Gleich beim ersten Gig erreichte die Band das Finale eines renommierten Band-Contests, scheiterte dort dann jedoch weil „die Jury blöd war“. Weitere Gigs folgten und die Band entschloss sich eine erste EP zu veröffentlichen. Mit einem befreundetem Musiker, welcher über das nötige Equipment verfügte, nahm die Band an 2 Tagen 10 Songs live (One-Take) auf, welche sie unter dem Namen „Friedhof der Angsthasen - EP“ veröffentlichten. Soundtechnisch bewegten sich die Aufnahmen im Garagenniveau, aber egal: Das erste Schaffenswerk war geboren. Kleinere Festival-Gigs folgten, lokale Jugendclubs wurden bespielt und erste Bühnenerfahrung gesammelt. Das Live-Programm der Band wurde durch Auftritte von u.a. einem tanzenden „Bär“ (Mensch im Bärenkostüm, zu sehen u.a. in unserem Musikvideo zu "Der Assi der den Rasen mäht") oder einem „Satanisten“, mit Wunderkerzen-Pyroshow stets auf spezielle Art und Weise erweitert.
Da Markus und Sanny jedoch ständig eine Vielzahl von Songs schrieben, entstand im Herbst 2014 der Wunsch diese auf einer „richtigen“ CD zu veröffentlichen. Markus schleppte sein ehemaliges Aufnahme-Equipment in den Proberaum, Monate vergingen und nach der frustrierenden Erkenntniss, dass dies alles doch länger dauere als erwartet, veröffentlichte die Band im Sommer 2015 ihr Erstlingswerk „Invasion“ komplett in Eigenproduktion.
Im September 2017 veröffentlichte die Band, nach fast einjähriger Produktionszeit, ihr zweites Studioalbum mit dem Titel: "Orks vs. Punkrock".